Website Page Speed messen

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Michael Scherz

März 29, 2019
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Als Website-Betreiber kommt man nicht darum herum, sich mit dem Page Speed der eigenen Website zu beschäftigen und diesen so gut wie möglich zu optimieren – einerseits im Hinblick auf die Suchmaschinenoptimierung und andererseits natürlich, um die User Experience zu verbessern.

Um den Page Speed einer Website zu messen, gibt es zahlreiche kostenlose und kostenpflichtige Tools. Ein Faktor, der dabei beachtet werden sollte ist, dass nicht alle Tools, die das Wort „Page Speed“ im Namen tragen, wirklich die Ladezeit messen. Einige davon messen rein das Potenzial einer Website – also ob bzw. wie gut sie die Voraussetzungen erfüllt, die für einen schnellen Seitenaufbau benötigt werden. Natürlich ist das Ergebnis dieser Messungen bedeutend und kann bei der Optimierung der Ladezeit helfen. Die meisten Website-Betreiber möchten aber zuerst einmal wissen, wie lange es tatsächlich dauert, bis der Nutzer etwas zu sehen bekommt bzw. bis die Website vollständig geladen wird – und benötigen demnach andere Ergebnisse.

Wer sich mit der Page Speed Messung befasst, sollte sich also immer im Klaren darüber sein, welche Daten er mit der Auswertung erhält und welche Vergleiche damit möglich sind. Weiters sollte beachtet werden, dass Vergleiche nur dann sinnvoll sind, wenn immer dasselbe Tool verwendet wird, denn jedes Tool arbeitet anders, was zu teils gravierenden Unterschieden in den Ergebnissen führen kann.

Tools zur reinen Potenzialmessung

Oft wird davon ausgegangen, dass mit Tools wie Google PageSpeed Insights die Website-Ladezeit gemessen werden kann. Das ist allerdings nicht richtig – solche Tools liefern nämlich eine Analyse des Potenzials zur Steigerung der Leistungsfähigkeit. Konkret bedeutet das: die Analyse liefert wertvolle Erkenntnisse an welchen Stellen und indirekt durch welche Maßnahmen die Performance schnell verbessert werden kann. Grundlage der Messungen sind vordefinierte Sets, die anhand bestimmter Kriterien arbeiten. Diese Kriterien werden als optimaler Wert zum Vergleich herangezogen. Die Ergebnisse einer solchen Potenzialmessung liefern eine gute Grundlage für die Planung der Onpage-Optimierung.

Google PageSpeed Insights

PageSpeed Insights arbeitet grundsätzlich mit zwei Werten: einer Skala und einem Ampelsystem. Anhand der Skala von 1 bis 100 wird das Potenzial, das eine Website hinsichtlich ihrer Geschwindigkeit aufweist, gemessen. Ein Score von 100 ist das bestmögliche Ergebnis und bedeutet, dass die Seite laut Googles vordefinierten Kriterien in jeder Hinsicht optimiert ist. Das Ampelsystem dient der Markierung der Optimierungspotenziale. Unbedingt notwendige Schritte zur Optimierung werden rot markiert, Bereiche, in denen eine Optimierung empfohlen wird, weisen eine orange Farbe auf und die grüne Markierung zeigt, welche Teile bereits optimiert sind.

Zur Auswertung der Daten muss vor allen eines beachtet werden: es handelt sich um Maßnahmen, die theoretisch dazu geeignet sind, die Performance zu optimieren. Ob die praktische Umsetzung überhaupt technisch realisierbar ist, wird nicht berücksichtigt und hängt immer vom jeweiligen Einzelfall ab.

YSlow

Das Tool wird als Browsererweiterung installiert und liefert wie Google PageSpeed Insights eine Fülle an Empfehlungen zur Website-Optimierung anhand eines ähnlichen Bewertungssystems. Auch hier gibt es ein Punktesystem mit einer totalen Punktzahl, ein Schulnotensystem und ein Ampelsystem. Die Messungen erfolgen ebenfalls anhand vordefinierter Sets, wobei YSlow dem Nutzer die Möglichkeit bietet, die Sets selbst festzulegen.

Die Analyse fällt etwas umfangreicher aus als die von Google PageSpeed Insights – anhand von Statistiken werden hier diverse Details zum Beispiel zu Dateigrößen, gecachten und ungecachten Seiten angegeben. Das macht die Analyse zwar umfassender, dementsprechend aber auch komplizierter auszuwerten und deshalb nicht unbedingt für Anfänger geeignet.

Performance-Tools zur Messung der Ladezeit

Die folgenden Tools messen, was die meisten Website-Betreiber wirklich wissen wollen: wie lange benötigt meine Seite, bis sie vollständig geladen ist. Neben der Zeit, die zum Laden der Seite benötigt wird, wird teilweise auch aufgelistet, wie sich Ihre Website beim Laden verhält – also welche Elemente zum Beispiel zuerst geladen werden. In Form von Diagrammen erhalten Sie wertvolle Daten, die bei der Optimierung Ihrer Website-Performance eine wichtige Rolle spielen und genau aufschlüsseln, welche Bereiche noch Optimierungsbedarf aufweisen.

Das Wasserfalldiagramm, das in jedem guten Performance-Tool enthalten ist, ist zwar etwas kompliziert in der Auswertung, liefert dafür aber die bedeutendsten Informationen, da es die Ladezeit detailgenau wiedergibt und so eine tiefgreifende Analyse zulässt. Es lohnt sich also, sich intensiv mit der Auswertung dieses Diagramms zu beschäftigen.

Pingdom

Pingdom ist das wohl bekannteste Tool zur Messung der Geschwindigkeit einer Website. Es ist sehr leicht zu bedienen und liefert schnelle Ergebnisse. Man muss nur die URL der zu testenden Seite angeben und welchen Serverstandort man zum Test nutzen möchte. Die Auswahl des Browsers ist leider nicht möglich, der Test erfolgt mit Google Chrome.

Schon nach kurzer Zeit erhält man das Ergebnis. Die erste Übersicht enthält die Ladezeit, eine Gesamtnote für die Performance, die Seitengröße und die Anzahl der Requests. Somit hat man bereits auf den ersten Blick wichtige Informationen parat. Außerdem liefert das Tool Tipps zur Verbesserung der Website-Performance sowie ein Wasserfalldiagramm und noch einige andere Auswertungen.

Die Abbildung zeigt zum Beispiel, wie die einzelnen Komponenten auf die Seitengröße verteilt sind – wie viel Platz also Bilder, Schriften, Skripte etc. einnehmen und wie viele Requests dadurch ausgelöst werden.

Möchte man nach dem Durchführen von Optimierungsmaßnahmen einen erneuten Test machen, um die Werte zu vergleichen, sollte immer derselbe Serverstandort ausgewählt werden, um valide Ergebnisse zu erhalten.

Leider gibt es einige Nachteile bei Pingdom. Der Wesentlichste ist wohl, dass die Gefühlte Ladezeit – also die subjektiv vom Nutzer wahrgenommene Ladezeit – nicht ermittelt werden kann. Weiters ist die Angabe der Ladezeit relativ ungenau – ohne einen Blick ins Wasserfalldiagramm zu werfen, ist also nicht viel erkennbar.

GTmetrix

Das Tool besticht durch seine einfache Bedienung: man braucht nur die URL der Seite angeben, die getestet werden soll, und erhält in wenigen Augenblicken ein Ergebnis. Leider gibt es einen wesentlichen Nachteil bei der kostenlosen Version von GTmetrix: es bietet nur einen Serverstandort in Vancouver. Die Ladezeit für Besucher aus Österreich oder Deutschland zu ermitteln ist hier also nicht möglich. Der Browser, mit dem getestet werden soll, kann ebenfalls nicht individuell ausgewählt werden – der Test erfolgt mit Firefox. Trotzdem bekommt man wertvolle Einblicke in die Website-Geschwindigkeit.

Ähnlich wie bei Pingdom erhält man sofort einen Überblick über die wesentlichsten Kennzahlen wie Ladezeit, Seitengröße und Anzahl der Requests. Ebenso erhält man ein Wasserfalldiagramm, das zum Download bereitsteht und so für weitere Analysen genutzt werden kann.

GTmetrix kombiniert das Messen der Ladezeit mit den Empfehlungen von Google PageSpeed Insights und YSlow – man erhält also eine umfassende Auswertung des Potenzials. Durch den direkten Vergleich der beiden Potenzialanalysen ist sofort ersichtlich, in welchen Bereichen sich eine Optimierung wirklich lohnen könnte.

Wie in der Abbildung zu erkennen ist, können der PageSpeed Score und der YSlow Score aufgrund der verschiedenen festgelegten Testkriterien deutlich unterschiedlich ausfallen. Es lohnt sich also, die Ergebnisse kritisch zu hinterfragen und zu vergleichen.

Ein wesentlicher Vorteil von GTmetrix ist die Zeitreihenanalyse, die nach der Erstellung eines kostenlosen Kontos zur Verfügung steht. Sie ermöglicht es, Ladezeit, Größe, Requests und Potenzialanalyse-Scores über einen längeren Zeitraum hinweg zu vergleichen. Werden zum Beispiel Optimierungen Schrittweise durchgeführt, kann diese Analyse wichtige Informationen darüber geben, wie sinnvoll die gesetzten Maßnahmen waren und was sich dadurch verändert hat.

Die Ermittlung der gefühlten Ladezeit ist bei GTmetrix leider nur in der kostenpflichtigen Version verfügbar. In Form eines Videos wird der Seitenaufbau dargestellt und gibt somit Aufschluss darüber, wann der Nutzer eine gefühlt fertig aufgebaute Seite erhält.

webpagetest.org

Während Pingdom und GTmetrix auch für Anfänger geeignet sind, handelt es sich bei webpagetest.org um ein komplexeres Tool, das sich eher an fortgeschrittene Benutzer richtet und eine Reihe von interessanten Funktionen bzw. Daten bereitstellt.

Bereits die Grundeinstellungen für den Test sind wesentlich umfangreicher als bei anderen Tools. Hier kann ausgewählt werden, mit welchem Browser und von welchem Standort aus der Test durchgeführt werden soll. Die Abbildung zeigt nur einen kleinen Ausschnitt der möglichen Server-Standorte. Durch die Auswahl eines geeigneten Server-Standortes, der am ehesten dem Gebiet der Website-Nutzer entspricht, sind relativ realitätsnahe Ergebnisse möglich. Die Liste zur Browser-Auswahl ist ebenfalls sehr umfangreich. Sie können zum Beispiel durch Google Analytics herausfinden, welchen Browser Ihre Website-Besucher am häufigsten verwenden und dementsprechend eine Auswahl zum Testen treffen.

In den erweiterten Einstellungen kann definiert werden, was am Ende des Tests ausgegeben werden soll. Zum Beispiel kann eingestellt werden, dass drei Messungen aufeinander folgen sollen und dass die gecachte Version der Seite ebenfalls gemessen werden soll (Repeat View). Wichtig zu beachten ist, dass webpagetest.org immer nur die eingegebene URL testet – also zum Beispiel die Startseite. Möchte man auch Ergebnisse für Unterseiten, müssen diese einzeln getestet werden.

Die abgebildeten Ergebnisse geben einen Überblick über alle wichtigen Daten der Seitenladezeit, wobei die Werte nur für einen der Runs angegeben werden. Hier können bereits erste Erkenntnisse zur gesamten Ladezeit und auch zur gefühlten Ladezeit gewonnen werden.

Die Ergebnisse sollten aber immer im Verhältnis zu den Inhalten bzw. zum Zweck der Website gesehen werden, denn es ist klar, dass ein komplexer Webshop mit zahlreichen Produkten wesentlich mehr Zeit zum laden benötigt als ein rein aus Texten bestehender Blog. Deshalb bietet webpagetest.org die Möglichkeit, Seiten zu vergleichen und durchschnittliche Werte Ihrer Branche zum Beispiel als Richtwert verwenden.

Der Content Breakdown gibt genau an, wie sich die Inhalte Ihrer Website zusammensetzen, also wie viel davon aus Fotos, Videos, CSS, Fonts etc. besteht.

Gefühlte Ladezeit

Eines der wohl wichtigsten Features, das webpagetest.org zur Verfügung stellt, ist die Messung der gefühlten Ladezeit, und zwar auch in Form eines Videos. So können Sie nachvollziehen, wie der Aufbau Ihrer Seite für die Besucher aussieht und bessere Entscheidungen bezüglich der Optimierung im Hinblick auf die User Experience treffen.

Das Wasserfalldiagramm

Wie bereits erwähnt, ist das Wasserfalldiagramm der wohl wesentlichste Teil einer Page Speed Analyse, da es sich um eine besonders detaillierte Auswertung handelt. Aufgrund der zahlreichen Details ist ein Wasserfalldiagramm alles andere als übersichtlich und die Auswertung ist relativ komplex.

Am wichtigsten sind die X-Achse und die Y-Achse. Die X-Achse gibt die Zeit an – also wie lange es dauert, um ein Element zu laden. Die Y-Achse zeigt die einzelnen HTTP-Requests.

Natürlich funktioniert kein Diagramm ohne Legende – sie zeigt, was geladen wird. Je nachdem, welches Messtool verwendet wurde, werden entweder Farben oder Symbole verwendet.

Fazit

Zu Beginn der Geschwindigkeitsanalyse sollten Sie herausfinden, welche Werte Sie messen möchten und welche Tools dazu geeignet sind. Ob Sie sich dann für ein einfacheres oder komplexeres Tool entscheiden, hängt vor allem von den gewünschten Ergebnissen und von Ihrer Erfahrung ab. Egal worauf die Entscheidung fällt, wichtig ist, für Vergleiche immer ein und dasselbe Messinstrument zu verwenden, um valide Ergebnisse zu erhalten.

Ein wichtiger Faktor, der auf keinen Fall vernachlässigt werden sollte, ist die gefühlte Ladezeit, denn das oberste Ziel jeder Optimierung sollte die User Experience sein. Außer webpagetest.org bietet keines der Tools in der kostenlosen Version eine Möglichkeit zur Messung der gefühlten Ladezeit. Das stellt definitiv einen großen Nachteil dar, mindert aber die Ergebnisse aus der Analyse in keiner Weise.

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